The Bell
by Stephan Smith
"Oh where are you going?" said the man at his desk
"I'm going to a new world," said the child and he stood
And he stood, and he stood, and t'were well that he stood
"I'm going to a new world," said the child and he stood
"Oh I'm sounding drums of war," said the man at his desk
"Oh, I will not fight your war," said the child and he stood
And he stood, and he stood, and t'were well that he stood
"I will not fight your war," said the child and he stood
"Oh, but don't you love your country?" said the man at his desk
"Yes, I do, but you don't," said the child and he stood
And he stood, and he stood, and t'were well that he stood
"I do but you don't," said the child and he stood
"Oh, but do you know the truth?" said the man at his desk
"Yes, you lie and call it truth," said the child and he stood
And he stood, and he stood, and t'were well that he stood
"You lie and call it truth," said the child and he stood
"Oh, you must be scared to die," said the man at his desk
"No, I'm prepared and you're scared," said the child and he stood
And he stood, and he stood, and t'were well that he stood
"I'm prepared and you're scared," said the child and he stood
"Oh, I think I hear a bell," said the man at his desk
"Yes, it's ringing you to hell," said the child and he stood
And he stood, and he stood, and t'were well that he stood
"Yes, it's ringing you to hell," said the child and he stood
via Michael Moore's "Operation Oily Residue".
"Je länger eine [Usenet-]Diskussion andauert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, daß jemand mit einem unpassenden Nazi-Vergleich auftritt." (Godwin's Law)
Gerade im Spiegel (Dank Sherlock Channel) gelesen: Dr. Stephen Shaprio schafft es mal wieder Godwin's Law eindrucksvoll zu bestätigen: Tolkien ist Rassist und Peter Jackson auch. Und die Fans sowieso: "For today’s film fans, this older racial anxiety (britain mid-50's) fuses with a current fear and hatred of Islam that supports a crusading war in the Middle East. The mass appeal of The Lord of the Rings, and the recent movies, may well rest on racist codes."
Shaprio kommt zu seinem hochwissenschaftlichen Schluß, weil "die bösen Orks dunkle Haut und Gesichtsbemalung haben". Das führt natürlich haarscharf zum Schluß, daß Orks die Afrikaner, Aborigines und Maori von Mittelerde sind. Klar.
Was nicht in Shapiro's Bild passt, hätte er das Buch gelesen:
3 words: Saruman, der Weiße
Es gibt auch hellhäutige Orks
Die Menschen in Saurons Armee zählen nicht?
Die Ents als Metapher für Naturvölker sind nicht böse.
PJ setzt sich seit Jahren für die Rechte der Maori ein.
etc. pp.
Meine Bitte an zukünftige Tolkien Experten: Wenn ihr schon nicht die Bücher lest, dann lest doch wenigstens das Vorwort. Und falls ihr auch das nicht schafft, hier die Kurzfassung: Spart euch eure dämlichen Allegorien.
Richtig tolldreist finde ich es in diesem Zusammenhang das Geschriebsel von Joanne Rowling als "multikulturell" zu bezeichen. Hmmm... wenn ich mich richtig erinnere, hat der Bösewicht im ersten Film (Vorsicht, Spoiler) einen Turban auf. (Unter dem sich noch dazu das Böse per se versteckte.) Hate Crime! Anti-arabisch-islamische Resentiments!
Das eigentlich Traurige an der Diskussion ist, daß Menschen wie Herr Shapiro über Rassismus im LOTR sinnieren, während in Amerika die Nachrichten das Sterotyp des "black male criminal" schüren und der inflationsbereinigte Einkommensabstand der schwarzen und weißen Bevölkerung nahezu derselbe ist, wie vor dem Sezessionskrieg.
Stefan Bachmann inszeniert Hamlet. In Kopenhagen. Oder besser gesagt, er inszeniert ihn nicht.
Seine Akteure wollen nicht mehr. Das liegt aber nun nicht daran, daß Herr Bachmann ein schlechter Regisseur wäre. Oder ein besonderes bösartiger, oder blöder. Nein, es liegt an der Besetzung der Ophelia. Die wollte Bachmann nämlich von einer am Down-Syndrom erkrankten Frau spielen lassen. Daraufhin sahen sich drei seiner Schauspieler aus "ethischen Gründen" veranlasst ihr Engagement zu kündigen.
Ich weiß nichts über die Absichten von Herrn Bachmann. Mögen sie einen guten oder bösartigen Hintergrund haben. Der Umgang mit dem Fall jedoch zeigt, daß einiges faul ist im Staate Dänemark und der Welt:
Bachmanns Ophelia wird kein Name zugestanden. In keinem der von mir ergoogleten Presseartikel wird die Frau namentlich erwähnt. In vielen der Artikeln ist die Rede von "einem Mädchen mit Down-Syndrom". Die Frau ist jedoch 35 Jahre alt. Scheinbar sind Behinderte in der öffentlichen Wahrnehmung nicht wirklich Menschen. Und falls es sich nicht vermeiden läßt ihre Existenz zuzugeben, degradiert man sie zu Kindern und Namenlosen.
Erschüttert haben mich auch die Aussagen der etablierten Kunstschaffenden und deren Kritiker. "Das ist keine Kunst" - "krankhafte Regie-Phantasie" - "Ausstellen eines Krankheitsbildes". Mir fehlten in diesem Zusammenhang eigentlich nur die Stichwörter "entartete Kunst" und "Euthanasie". Meiner Ansicht verschwimmt im Theater immer die Grenze zwischen Vorstellung und Ausstellung.
In diesem Zusammenhang sind auch die letzten Projekte von Christoph Schlingensief erwähnenswert. Gerade (zu spät) bin ich auf "Freakstar 3000" aufmerksam geworden. Eine Parodie auf die unsäglichen Fernsehshows die uns "No Angels" und "Brosis" eingebrockt haben (und andere). Auf Viva Plus ausgestrahlt, spielte Schlingesief hier mit echten Menschen (Behinderten) nach was auf RTL2 mit Lucy, Faith und den anderen Klonen ausgestrahlt wurde. Hoffentlich wird das wiederholt...
Gestern im ZDF (wieder in der Reihe das kleine Fernsehspiel (sehr empfehlenswert!)) lief eine Dokumentation über sein Projekt "Chance 2000" zur letzten Bundestagswahl. Auch hier wirkten in seinem Wahlkampf-Zirkus (ein echter Zirkus als fahrende Parteizentrale) viele der (behinderten) Künstler mit, die nun in "Freakshow 3000" auftraten. Interessant, daß die Idee hinter dem Projekt (meiner Auffassung nach) hauptsächlich war, Minderheiten (Arbeitslose, Behinderte, Demokraten) wieder ihre Existenz zuzugestehen. (Die Minderheiten sind in der Mehrheit.)
In der Dokumentation wurde auch gezeigt, wie zwei der Ministerkandidaten heiraten wollten. Beide waren psychisch krank und haben eine entsprechende Therapiekarierre hinter sich. Die Hochzeit fiel auf grund fehlender Papiere ins Wasser. Der Amtsarzt hatte erst zu bestätigen, daß Heiratsfähigkeit vorlag. Die Standesbeamtin sah den Beiden nicht ins Gesicht, redete in ihrer Anwesenheit nicht mit ihnen, sondern wandte sich an Schlingensief und Andere aus der Hochzeitsgemeindschaft. Und daß obwohl die beiden "normaler" waren als somancher, der mir im täglichen Leben über den Weg läuft.
Das finde ich sch...ade. Sehr schade.
Solange Behinderte ausgelacht werden wenn sie auf einer Bühne stehen, oder diese gar nicht erst betreten dürfen, solange die Existenz von Minderheiten geleugnet wird, solange ist etwas faul im Staate Dänemark und überall sonst.
Vielleicht war früher nicht alles besser.
Vielleicht ist nur heute alles schlechter.
Vielleicht war auch schon immer alles scheisse.
Die Laus die mir über die Leber läuft, ist die Diskrepanz zwischen der kollektiven Wahrnehmung und der Realität. Als Beispiel: Geschichte des Computers.
Fragt man den gemeinen Menschen auf der Straße, so hat Bill Gates den Computer in einer Garage in Silicon Valley erfunden. Das ist doch nahezu so hirnrissig, wie zu behaupten Hitler hätte die Autobahnen erfunden oder gebaut. Überhaupt wird eben jener Herr Gates auch in weniger gemeinen Kreisen sehr unkritisch und indifferenziert reflektiert. Allgemein gilt als Common Sense: Bill ist ein Computergenie und deshalb reich. Urban Myths in Reinkultur.
Die wahren Genies(tm) kennt (fast) niemand und will auch niemand kennen. Menschen die nicht skrupellos ausbeuten und tatsächlich visionäre Kraft ausstrahlen haben in einer Gesellschaft, in der BWL studieren immer noch nicht verboten ist, keinen Platz.
Wer kennt Steve Wozniak?
Jeff Raskin?
Nolan Bushnell?
Toshihiro Nishikado?
Toru Iwantani?
Hiroshi Yamauchi?
Für mich sind sie einige der wahren Helden des Informationszeitalters und (teilweise) meiner Jugend.
Was mich angesicht dessen erschreckt, ist daß ich auf den meisten Gebieten wohl sicherlich viel zu ahnunglos bin, um mir ein fundiertes, eigenes Meinungsbild zu bilden. Wieviel gefährliches Halbwissen schlummert in meinem Oberstübchen? Führt die Vielfalt und Flachheit der Information zu einer Geschichtsschreibung der kleinsten Nenner? Ist nur wahr, was sich bequem in "einsdreissig" pressen läßt?
Hoffentlich trügt der Eindruck, daß nicht nur Menschen sondern auch Informationen immer oberflächlicher werden.
(Notiz: Für die Überschrift sollte ich mich schähmen)
Weder hat die Borussia eine neue Karriere als Boyband gestartet, noch satteln die Backstreet Boys auf Fußball um, nein, es geht im folgenden um einen der wenigen guten Autoren die Deutschland hat. Die Rede ist von Benjamin von Stuckrad-Barre. Fasziniert von seinem Namen und angefixt vom mtv Lesezirkel begab ich mich meiner Konsumentenpflicht getreu gestern in die große Aula der Ludwig-Maximilian-Universität zu München. Während ich auf meinem Platz auf den Beginn der Lesung aus seinem neuesten Werk wartete, füllen sich die Plätze neben mir mit auffällig begleitungslosen, aber wie sich herausstellen sollte, dennoch liierten Damen. Rechts und links flogen mir die Wortfetzen geradezu um die Ohren, und nötigten mich mitzuhören: "Meiner liest ja keine Bücher" - "Ja, meiner kuckt lieber Fußball" - "Uwe hat gesagt, er will nichts wissen von diesem Intelektuellenscheiße". "Das fängt ja gut an", dachte ich und wurde mir nicht ganz schlüssig, wem hier gerade ein Armutszeugnis ausgestellt wurde.
Aber zurück zum Text: Das Warten hatte ein Ende, der Saal verdunkelte sich und zu REMs "Imitation of life" bekam man einige von BvSBs Alltags- und Promifotos zu sehen. Alsbald betrat der Meister, in einem weißen Anzug, leicht overdressed, die Bühne. Applaus, Verbeugung, "Ist ja gut jetzt". Er wirft seine Reisetasche neben den (leicht übertrieben) mit rotem Samt bedeckten Tisch und veranstaltet während des Auspackens ein sehr sympathisches Chaos aus Zetteln, Büchern und CDs. Es täte ihm leid wegen der Verspätung, Rockstarallüren habe er nicht, aber es läge nicht an ihm und außerdem habe er in das Waschbecken pissen müssen weil es backstage kein WC gäbe. Dort habe er sich im Übrigen mit den Flugblättern des Abschlußfestes der Wirtschaftswissenschaftler beschäftigt und sei auf eine sehr interessante Diplomarbeit von Herrn Soundso gestoßen...
An dieser Stelle wird der süffisante Vortrag durch ein Quieken aus dem Publikum unterbrochen. Die eben noch quiekende, jetzt schon dunkelrot angelaufene junge Dame scheint Herrn Soundso näher zu kennen. "Traumsituation" folgert Benjamin und bittet die Quiekerin auf die Bühne. Ja, sie kenne ihn als Übungsleiter, nein sonst nichts weiter, bla bla bla. Frau Quiek wird alsbald genötigt sich doch mal backstage wegen des (nicht vorhandenen) WCs und des Waschbecken zu versichern. Der Authenzität wegen... ;) Mit einem Funkmikrofon berichtet sie aus dem Backstageraum und ißt Gürckchen.
Beiläufig erwähnt BvSB, er erhalte ständig Anrufe aus Berlin, weil dort ein Oasiskonzert stattfände, das wohl sehr toll sein solle. Prompt klingelt zwei Texte später sein Nokia Communicator. "Rocco ruft an", konstatiert Benjamin und hält das Mikrofon an die Hörmuschel. Verrauscht und euphorisch berichtet Rocco Clein vom wohl besten Konzert "wo es je gab". Im Laufe des Abends entwickeln sich Roccos folgende SMSe zum Running Gag: "Die Leute gehen Nüsse" - "Sie spielen unser Lied". Danke Rocco!
Neben den guten Texten aus "Deutsches Theater" liest BvSB auch ein Essay über Brahms und einen Zeit-Artikel von Mola Adebisi, der wirklich zum brüllen ist.
Fazit: Hat sich gelohnt. Von Stuckrad-Barre veranstaltete einen wunderbaren und mitunter herrlich chaotischen Abend in dessen Laufe er systematisch unsere Öffentlichkeitskultur zerlegt, analysiert und so widerlich darstellt, wie sie ist. Das Faszinierende: Er macht das so geschickt und intelligent, daß man ihm nicht böse sein kann und mitlachen muß. Selbst wenn er zum Abschluß dem Publikum zuruft: